Die uralte Wissenschaft des Ayurveda basiert auf dem Wissen der Weisen, der Rishis, die ihre Weisheit und ihr Wissen mündlich vom Lehrer zum Schüler weitergaben. Später wurden diese Lehren in Form von Gedichten weitergegeben. Im Laufe der Zeit sind einige der Texte verloren gegangen, aber ein Großteil dieses Wissens ist erhalten geblieben. Die Rishis erkannten, dass der nicht manifestierte Zustand des Körpers Energie ist, die sich als die fünf Elemente manifestiert: Äther (Raum), Luft, Feuer, Wasser und Erde.
Die Theorie der fünf Elemente
Die antike Medizin im Ayurveda basiert auf der Theorie der fünf Elemente. Während ihrer Praktiken erkannten die Rishis, dass die Welt am Anfang in Form von unmanifestiertem, reinem Bewusstsein existierte, und dass sich aus diesem Bewusstseinszustand sehr subtile Schwingungen manifestierten, wie zum Beispiel der tonlose Klang „OM“, der zur Schwingung des Kosmos wurde. Aus dieser Schwingung des Raumes ist als erstes das Element Äther entstanden. Seine Bewegung schuf Luft (bewegter Äther), und so entstand Reibung, die Wärme erzeugte, und die Wärmeenergie wurde zum Element Feuer. Äther wurde in Luft umgewandelt, die sich dann als Feuer entfaltete. Durch die Hitze lösen sich die Bestandteile des Äther auf und werden zum manifestieren das Wasserelement, das sich weiter verfestigt und feste Erdmoleküle bildet. So manifestierten sich aus reinem Bewusstsein die fünf grundlegenden Elemente: Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde. Ein Element kann in der Natur nie in reiner Form vorkommen, es steht immer in Wechselwirkung mit Bestandteilen anderer Elemente.
Das Element Erde wurde zur Materie aller lebenden Körper: Menschen, Tiere und Pflanzen. Es ist auch in anorganischen Substanzen, in Mineralien, enthalten. So wird alle Materie aus dem Schoß der fünf Elemente geboren.
Alle belebten und unbelebten Objekte im Universum sind aus Panchamahabhuta zusammengesetzt. Das Wort „Panchamahabhuta“ besteht aus drei Wörtern, „pancha“, „maha“ und „bhuta“. „Pancha“ bedeutet „fünf“, „maha“ bedeutet „groß“ und „bhuta“ bedeutet „das, was existiert“. Panchamahabhuta sind also die fünf grundlegenden Elemente, die für die Erschaffung des Universums, einschließlich der Menschen, verantwortlich sind. Jeder Mensch hat eine einzigartige Panchabhautika-Konstitution.
Sutra Sthana 26/10
Alle Elemente entstehen aus reinem Bewusstsein (Energie) und sind überall in der materiellen Welt vorhanden. Daher können wir mit Gewissheit sagen: Energie ist primär, Materie ist sekundär!
Wie sich die Elemente im menschlichen Körper manifestieren
Man kann sagen, dass jedes Lebewesen ein „Mikrokosmos“ ist. So wie die fünf Elemente überall in der Materie vorhanden sind, so sind sie auch in jedem Menschen vorhanden. Als Naturelemente werden sie als akasha (Äther), vayu (Luft), agni (Feuer), jala (Wasser) und prithvi (Erde) bezeichnet.
Äther (akasha) bedeutet freier oder offener Raum, Himmel oder Atmosphäre. Es ist der Raum im Mund, in der Nase, in den Atemwegen, in der Brust, im Magen, in den Kapillaren, in der Lymphe, in den Geweben und Zellen und in den Kanälen. Äther ist zusammenhängend und sorgt für den Austausch von Informationen und materiellen Objekten und ermöglicht es, dass sich das Selbst nach außen äußert. Sein Hauptmerkmal sind Klänge, das gesamte Spektrum der subtilen Schwingungen des Kosmos. Daher sollte die Wohnung frei von Müll und unnötigen Gegenständen sein, da dies den Raum einschränkt und die Ausbreitung der Schwingungswellen behindert und somit zu stagnierender Energie führen kann.
Das zweite kosmische Element der Bewegung ist Luft (vaiyu). Das Wort vaiyu bedeutet wörtlich „Wind“, „Luft“ oder „vitale Luft“. Alle Bewegungen des zentralen Nervensystems werden vollständig von der Luft gesteuert. Im menschlichen Körper äußert sich die Luft in einer Vielzahl von Bewegungen: die Arbeit der Muskeln, das Pulsieren des Herzens, das Zusammenziehen und Ausdehnen der Lungen, die Bewegung der Magen- und Darmwände oder auch das „Knirschen“ in den Knien. Unter dem Mikroskop kann man sehen, wie jede Zelle in Bewegung ist. Und wenn eine Reizung auftritt, bewegen sich Nervenimpulse, die sich in sensorischen und motorischen Bewegungen äußern.
Feuer (agni) ist das dritte Element. Die Sonne ist die Quelle von Feuer und Licht im Sonnensystem. Im menschlichen Körper ist diese Quelle des Feuers der Stoffwechsel (Metabolismus). Dieses Feuer wirkt im Verdauungssystem, es ist verantwortlich für den Intellekt und für die Aufnahme des Lichts durch die Netzhaut des Auges. Die Funktionen des Feuers sind die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, die Verdauung, die Fähigkeit zu sehen und zu denken. Der gesamte Stoffwechsel und das Enzymsystem werden durch dieses Element gesteuert. Das Element Feuer ermöglicht Bewegung und Empfindung, es wandelt Flüssiges in Festes um und umgekehrt und transformiert Energie in andere Zustände.
Das vierte wichtige Element im Körper ist Wasser (jala). Dieses Element manifestiert sich als Bewegung des Blutes in den Blutgefäßen, Bewegung der Nährstoffe, Bewegung der Luft in den Lungen, Bewegung der Arme, Beine usw., die sich als Biegsamkeit und Fließfähigkeit manifestiert. Wasser ist lebenswichtig für das Funktionieren von Geweben, Organen und verschiedenen Körpersystemen, für die Ernährung, die Reinigung und die Ausscheidung von Stoffwechselresten aus Geweben und Organen. Das Element Wasser beeinflusst die Fortpflanzungsfunktion und ist für den Hormonhaushalt des Körpers verantwortlich.
Das fünfte Element des Kosmos ist Erde (prithvi). Auf dieser Ebene wird Leben möglich, weil die Erde alles Lebendige und Nicht-Lebendige auf ihrer Oberfläche trägt. Es ist das gröbste und dichteste Element im Körper – zu ihm zählen der Bewegungsapparat, Knochen, Knorpel, Muskelgewebe, Sehnen, Haare, Nägel, Haut, etc. - all das ist aus dem Element Erde entstanden. Die Erde manifestiert sich als Ganzheit, Unbeweglichkeit, Stabilität.
Diese fünf Elemente sind überall. Sie werden in unterschiedlichen Verhältnissen gemischt und modifiziert und bilden die ganze Vielfalt dieser materiellen Welt. Jedes der Elemente hat eine Reihe von bestimmten Eigenschaften, die sich je nach Fall auf ihre eigene Art und Weise manifestieren und immer unser Leben beeinflussen, das von ihrem qualitativen und quantitativen Verhältnis sowohl im äußeren Raum als auch in unserem Körper abhängt.
Die Fünf-Elemente-Lehre wird bei der Behandlung verschiedenster Krankheiten eingesetzt. Die körperliche Konstitution eines jeden Menschen ist individuell, und so individuell und besonders ist auch das Verhältnis der Elemente im Körper. Wenn bestimmte Elemente im Körper erhöht oder vermindert sind, gibt es einen Mechanismus für das Auftreten und die Entwicklung von Krankheiten. Um das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen, werden Medikamente mit entgegengesetzter Wirkungsweise verabreicht.
Die Luft, die sich normalerweise in der Natur bewegt, erhält ständig die Erde und das Feuer, bewegt die Sonne, den Mond, die Sterne und die Planeten, bildet Wolken und Regen, lässt Flüsse entstehen, bringt Blumen und Früchte hervor, verbreitet Samen und stärkt Bäume, ... bewirkt den Wechsel der Jahreszeiten, beseitigt überschüssige Feuchtigkeit, sorgt für Aufnahme und Umwandlung von Wasser. Doch wenn die normale Bewegung des Windes gestört ist, trägt er die Gipfel der Berge ab, fällt Bäume, erzeugt riesige Wellen im Meer, verursacht Überschwemmungen, Erdbeben, Gewitter, zu viel Feuchtigkeit, die Verschiebung der Jahreszeiten und Ernteausfälle... Positive Faktoren werden durch negative ersetzt, das Zusammenspiel von Wolken, Sonne, Feuer und Wind wird gestört, was das Ende der vier Zeitalter nach sich zieht.
Sushruta Sutrasthana, 12.8
Jedes Element hat nicht nur seine eigenen Eigenschaften, sondern manifestiert sich auch auf besondere Weise im menschlichen Körper, der seinerseits Teil der Natur ist. Die Elemente haben bestimmte inhärente Funktionen, grundlegende Zusammensetzungen und Eigenschaften, die wir uns im Folgenden ansehen wollen.
- Akasha (Äther) - Klang, Gehör, Ohr, Sprache, Sprachorgane, Stimmbänder, freier, reibungsloser Energiefluss.
- Vaiyu (Luft) - Berührung, Tastsinn, Haut, Halten, Hände, Beweglichkeit.
- Jala (Wasser) - Geschmack, Zunge, Fortpflanzung, Geschlechtsorgane, Flüssigkeit.
- Agni (Feuer) - Augen, Sehen, Gehen, Füße, Wärme.
- Prithvi (Erde) - Geruchssinn, Nase, Ausscheidung, Rauheit.
Durch das von Ayurveda bewahrte Wissen erkennen wir die Universalität aller Dinge, die alle aus den gleichen Elementen bestehen.