Es ist kein Geheimnis, dass man sich seine Gesundheit weder erkaufen noch verdienen kann - man muss sich um seine Gesundheit kümmern und sie pflegen, und dabei hilft einem am besten ein regelmäßiger Tagesablauf. Zu einer bestimmten Zeit aufstehen und schlafen gehen, regelmäßige Hygiene und Körperübungen sowie die richtige Ernährung helfen zweifellos dabei, in Form zu bleiben. Jeder, der sich für das Thema gesunde Lebensweise interessiert, weiß mittlerweile darüber Bescheid. Bemerkenswerterweise sagten auch die alten Weisen, die das Wissen des Ayurveda verbreiteten, dasselbe.
In der Ashtanga Hridaya-Samhita gibt es zum Beispiel ein eigenes Kapitel mit dem Titel „Dinacharya Adhyaya“, in dem erklärt wird, wie man seinen Tag gestalten kann, um gesund zu bleiben (im Sanskrit bedeutet „dina“ Tag, „acharya“ Verhalten). Und das ist nicht die einzige Abhandlung mit solchen Empfehlungen, denn das Thema Gesundheit hat die Menschheit schon immer beschäftigt.
Selbst in jenen fernen Zeiten, als diese Abhandlungen geschrieben wurden, mahnten die Ärzte, nicht auf Krankheiten zu warten, sondern sich täglich um den Körper zu kümmern und, um die besten Ergebnisse zu erzielen, die notwendigen Maßnahmen zur geeigneten Tageszeit durchzuführen - zu einer Zeit, in der die Natur selbst die Pflege der Gesundheit begünstigt.
Die Doshas während des Tages
Laut Ayurveda kann der Tag in sechs Abschnitte zu je vier Stunden eingeteilt werden, wobei jeder Abschnitt von Vata, Kapha oder Pitta dominiert wird. Warum ist es wichtig, sich dies zu merken? Jedes Dosha hat die Fähigkeit, dem Körper eine bestimmte Energie zu geben, und wenn diese Energie richtig eingesetzt wird, kann sie dem Körper entweder helfen oder ihn daran hindern, das gewünschte Ziel zu erreichen.
Das Vata-Dosha ist verantwortlich für Bewegung, Leichtigkeit, Veränderlichkeit, seine Tageszeit ist von 2 Uhr bis 6 Uhr morgens und von 14 Uhr bis 18 Uhr nachmittags. Während dieser Zeit fällt es leicht, von einer Tätigkeit zur anderen zu wechseln und kreativ zu arbeiten.
Kapha-Dosha ist weich und gelassen, träge und langsam, schwer und zögerlich. Die Qualitäten von Kapha sind sinnvoll für entspannte Aufgaben oder wenn die Ausdauer aktiviert werden muss, wie z.B. beim Sport, und als Vorbereitung auf den Schlaf. Die Stunden dieses Doshas sind von 6 bis 10 Uhr morgens und von 18 bis 22 Uhr abends
Pitta-Dosha regt die Verdauung an, hilft, eine Art von Energie in eine andere umzuwandeln, und gibt dem Körper Wärme und Leidenschaft. Pitta ist von 10 bis 14 Uhr und von 22 bis 2 Uhr aktiv. Es ist gut, diese Tageszeit mit Aktivitäten zu füllen, die viel Energie erfordern, einschließlich der reichhaltigsten Mahlzeit des Tages, damit genug Feuer für die Verdauung vorhanden ist.
Wenn man sich diese Grundlagen vor Augen führt, wird klarer, warum ein Vaidya, ein ayurvedischer Arzt, darauf besteht, bestimmte Tätigkeiten speziell am Morgen oder am Abend durchzuführen.
Wie kann man nach Ayurveda leben?
Im Ayurveda wird empfohlen, den Tag früh am Morgen, vor Sonnenaufgang, zu beginnen. In dieser Zeit überwiegt noch Vata, so dass es viel einfacher ist, vor sechs Uhr aufzustehen als zwischen sieben und acht Uhr, wenn Kapha dominiert. Außerdem empfiehlt die alte Medizin, die Morgenstunden für die meiste Körperhygiene zu verwenden, was zur Stärkung des Körpers beiträgt.
Während der Nacht hat der Körper hart gearbeitet und alle verfügbaren Ressourcen auf die Entschlackung gerichtet, und es ist sehr wichtig, diesen Prozess abzuschließen - um sich von Giftstoffen und Ablagerungen zu befreien. Genauso wichtig wie die körperliche Gesundheit ist es, sich um den geistigen Zustand zu kümmern, also ist das Erste, was man nach dem Aufwachen tun sollte, sich seiner selbst bewusst zu werden.
Springen Sie nicht beim Klingeln des Weckers aus dem Bett! Strecken Sie Ihren ganzen Körper, spüren Sie ihn, atmen Sie ein paar Mal tief ein und aus, lächeln Sie in den neuen Tag hinein und steigen Sie langsam aus dem Bett. Dieser Start in den Tag sorgt für einen gelassenen Rhythmus und bewahrt Sie vor Stress.
Die folgenden Ayurveda-Empfehlungen müssen nicht alle zusammen und jeden Tag durchgeführt werden. Wählen Sie eine oder mehrere davon aus, gewöhnen Sie sich daran, passen Sie sie an, und wenn sie zu Ihren Gewohnheiten geworden sind, fügen Sie weitere hinzu. Die Hauptsache ist, dass Sie die Reihenfolge einhalten: erst die Reinigung, dann die körperlichen und spirituellen Praktiken, die Körperpflege und dann das Essen.
Entleeren Sie also nach dem Aufwachen Ihre Blase und, wenn möglich, Ihren Darm. Wenn dies schwierig ist, trinken Sie ein bis zwei Gläser warmes Wasser, um die notwendigen Prozesse zu aktivieren. Sie können auch warmes Wasser mit Honig oder Zitronensaft oder einen Kräuter- / Gewürztee trinken, den Sie am Vorabend gekocht haben.
Achten Sie darauf, Ihre Zunge zu reinigen, bevor Sie das Getränk trinken. Wahrscheinlich hat sich über Nacht Zahnbelag angesammelt, der sich mit einem speziellen Schaber oder einem Teelöffel leicht von der Zunge entfernen lässt. Anschließend putzen Sie Ihre Zähne und spülen den Mund mit Pflanzenöl aus. Sesamöl ist gut geeignet, da es reich an Calcium ist und somit nicht nur den Mund reinigt, sondern auch den Zahnschmelz stärkt.
Reinigen Sie Ihre Nase gut, vor allem wenn Sie das Gefühl haben, dass sich dort über Nacht Schleim gebildet hat, und geben Sie dann Öltropfen in Ihre Nasenlöcher oder befeuchten Sie sie zumindest von innen. Im Ayurveda gibt es ein eigenes Shatkarma für die Reinigung der Nase, jala neti, eine Salzwasserspülung. Aber seien Sie vorsichtig mit diesem Verfahren in der kalten Jahreszeit! Wenn Sie weniger als eine Stunde Zeit haben, bis Sie nach draußen gehen, ist es besser, die Nasenspülung zu verschieben, damit es nicht zu einer Verkühlung der Nasennebenhöhlen kommt.
Während Sie Ihr Gesicht waschen, spülen Sie Ihre Augen gut mit warmem Wasser. Ayurveda empfiehlt auch die Verwendung spezieller Heilsalben unter dem Augenlid, die Tränen verursachen, sodass dadurch die Augen gereinigt werden. Es ist jedoch gefährlich, solche Mittel auf eigene Faust zu wählen, weshalb Sie dazu einen Arzt befragen sollten.
Wenn Sie Zeit haben, können Sie sich selbst massieren. Es ist sehr nützlich, regelmäßig den ganzen Körper von oben bis unten mit warmem Sesamöl oder Öl, das Ihrem Haupt-Dosha nach empfohlen wird, einzureiben. Eine solche Massage wird "Abhyanga" genannt und hat viele Vorteile, die auch von der modernen Medizin anerkannt werden. Wenn Sie wenig Zeit haben, massieren Sie Ihre Ohren, Füße und Gelenke und duschen Sie. Wenn Sie gar keine Zeit haben, massieren Sie Ihre Ohrläppchen mit einem Tropfen Öl, das regt mehr an als starker Kaffee.
Für Frauen ist es angenehm und nützlich, das Gesicht zu massieren, was die Gesichtsmuskeln entspannt und zudem Falten vorbeugt. Für das Gesicht können Sie sowohl ein spezielles Öl als auch Sesamöl verwenden.
Übrigens ist es besser, das Öl mit Ubtan, Lehm oder Mehl, mit Wasser zu einer Paste verdünnt, abzuwaschen, nicht mit Seife – so eine Paste reinigt nicht nur, sondern spendet der Haut auch Feuchtigkeit.
Die ayurvedischen Ärzte, die Vaidyas, empfehlen außerdem Männern, jeden Tag eine vollständige Waschung einschließlich des Kopfes durchzuführen, während Frauen ein bis zwei Mal pro Woche ihre Haare waschen sollten, weil das Wasser die Haarwurzeln schwächt.
Wenn Sie mit der Reinigung fertig sind, machen Sie körperliche und spirituelle Übungen. Verwenden Sie einen Übungs-Komplex, der zu Ihrem Dosha passt, oder machen Sie Surya Namaskar, aber überfordern Sie sich nicht. Das morgendliche Aufwärmen sollte belebend und nicht erschöpfend sein.
Es ist gut, sich Zeit für Meditation und Pranayama zu nehmen, wenn man diese Praktiken bereits beherrscht. Der Morgen ist am günstigsten, um den Geist zu beruhigen und den Körper mit Prana zu füllen. Die Abendmeditation hilft, zur Ruhe zu kommen und sich auf den Schlaf vorzubereiten. Die beste Zeit dafür ist der Sonnenuntergang, wenn der Tag der Nacht weicht und sich der Lebensrhythmus verlangsamt.
Ayurvedische Regeln für einen gesunden Schlaf
Nicht nur Meditation sorgt für einen guten Schlaf, sondern auch die richtige Ernährung während des Tages. Auch diese Frage ist von den Weisen in ihren Abhandlungen gut dargelegt worden, und das Thema verdient einen eigenen Artikel. Kurz gesagt, das Frühstück sollte leicht und süß sein, das Mittagessen sollte reichlich sein, weil es die Hauptmahlzeit ist, und zum Abendessen kann man die Hälfte der Portion essen, aber nicht später als zwei Stunden vor dem Schlafengehen, damit die Nahrung noch vor dem Schlaf verdaut werden kann.
Man sollte spätesten um 22.00 Uhr zu Bett gehen, solange die Kapha-Energie noch aktiv ist. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass, wenn man diesen natürlichen Drang zu schlafen zwischen 21 und 22 Uhr auslässt, man gegen 23 Uhr einen zweiten Energie-Schub bekommt. Nur leider ist dieses Gefühl trügerisch.
Es ist nur so, dass gegen 23 Uhr die Zeit für Pitta beginnt und der Körper mobilisiert seine Kräfte, um den Reinigungsprozess einzuleiten. Wenn Sie zu dieser Zeit nicht schlafen, muss der Körper Energie für Ihre Aktivitäten aufwenden und die Reinigung wird auf bessere Zeiten verschoben. Dementsprechend sind in diesem Fall viele Funktionen des Körpers gestört.
Wenn Sie es gewohnt sind, Ihren Tag kurz vor Mitternacht zu beenden, auf dem Höhepunkt der Pitta-Aktivität, dann haben Sie wahrscheinlich schon einmal Schlaflosigkeit erlebt und kennen den Zustand, in dem Sie unbedingt schlafen möchten, aber den Gedankenfluss nicht stoppen können. Wenn Sie Probleme beim Einschlafen haben, stehen Sie wahrscheinlich morgens während der Kapha-Phase auf, so dass Sie sich tagsüber ziemlich müde fühlen. Um zum natürlichen Tagesablauf zurückzukehren und die Schlaflosigkeit zu bekämpfen, sollten Sie zunächst lernen, früher zu Bett zu gehen und sich erst dann das frühe Aufwachen anzugewöhnen.
Natürlich kann es anfangs recht schwierig sein, schnell einzuschlafen, und da können Meditations- und Entspannungsübungen helfen, zusätzlich kann man eine Stunde vor dem Schlafengehen auch Pfefferminztee trinken oder ein Glas warme Milch mit Honig, falls man sie gut verträgt. Leider schaffen es nur wenige Menschen, sich schnell auf einen neuen Tagesablauf einzustellen, aber die Mühe lohnt sich auf jeden Fall, denn es geht um Ihre Gesundheit und Langlebigkeit.
Bleiben Sie gesund! Om!